Textil-
fasern
Textilfasern sind der Rohstoff für Bekleidung und bezeichnen die feinen „Härchen“, aus denen Garne gesponnen werden. Diese Garne werden dann zu Stoff verwoben/verstrickt/o.ä. Textilfasern können pflanzlichen Ursprungs sein, wie z.B. die Fasern aus der Baumwollkapsel oder aus dem Stängel der Flachspflanze; tierischen Ursprungs, wie die Wolle von Schafen oder der Faden aus dem Kokon einer Seidenraupe; oder aber sie sind erdölbasiert und werden mit verschiedenen Chemikalien versetzt und durch unterschiedliche Verfahren zu synthetischen Chemiefasern gesponnen.
Faserkategorien
Textile Faserstoffe
Baumwolle
Herkunft
Wird vor allem in subtropischen und tropischen Regionen angebaut. Hauptproduktionsländer sind China, Indien, die USA und Brasilien
Eigenschaften
Knitterneigung aufgrund geringer Elastizität, schimmelanfällig bei angestauter Feuchtigkeit, Zug- und Scheuerfestigkeit hoch, geringe Wärmeisolation, hautfreundlich durch feine, weiche Fasern
Pflege
Waschen bis zu 60°C möglich (weiße Bettwäsche z.B. auch bis 95°C), feucht bügeln auf 2-3 Punkten (150-200°C), nicht direkt in der Sonne trocknen (nicht UV-beständig)
Problematiken
Bei konventionellem Anbau hoher Grundwasserverbrauch (Bio meist Regenwasser), Anbau als Monokultur → Auslaugung des Bodens, hoher Einsatz von Pestiziden, etc.; bei Ernte und Verarbeitung oft Zwangs- und teilweise Kinderarbeit. In der Verarbeitung oft hoher Chemikalien-Verbrauch (z.B.: Jeansveredelung)
Tipps
Unbedingt Bio-Baumwolle kaufen! → u.a.: keine Monokultur, keine Verwendung von chemischen Düngemitteln, Pestiziden oder Entlaubungsmitteln, keine gentechnisch modifizierten Pflanzen
Leinen
Herkunft
Leinen wird aus dem Stängel der Flachspflanze gewonnen. Diese gedeiht in gemäßigtem Klima. Hauptproduktionsländer sind China, Russland, Weißrussland, die Ukraine und Frankreich
Eigenschaften
Knitterneigung aufgrund geringer Elastizität, schimmelanfällig bei angestauter Feuchtigkeit, Zug- und Scheuerfestigkeit hoch, geringe Wärmeisolation, „kühlender“ Stoff → gut für den Sommer, hautfreundlich durch glatte Faser und gute Feuchtigkeitsaufnahme, steifer Stoff
Pflege
Waschen bis zu 60°C möglich (ungefärbt auch bis 95°C), feucht bügeln auf 2-3 Punkten (150-200°C). Nicht direkt in der Sonne trocknen
Problematiken
Bei konventionellem Anbau hoher Grundwasserverbrauch (Bio meist Regenwasser), Anbau als Monokultur → Auslaugung des Bodens, hoher Einsatz von Pestiziden, etc.; bei Ernte und Verarbeitung oft Zwangs- und teilweise Kinderarbeit. In der Verarbeitung oft hoher Chemikalien-Verbrauch (z.B.: Jeansveredelung)
Tipps
Leinen ist einer der nachhaltigsten Stoffe auf dem Markt, aber es kommt auch hier immer auf den Anbau und vor allem die Weiterverarbeitung an
Viskose
Herkunft
Eukalyptus-, Pinien-, Bambus- oder Buchenholz wird zerkleinert und
nach einigen Schritten, unter Zugabe unterschiedlicher
Chemikalien, entsteht eine Spinnmasse, aus der Filamente gepresst
werden.
Modal ist sehr ähnlich, mit höherer
Nassreißfestigkeit
Eigenschaften
Knitterneigung aufgrund geringer Elastizität, hohe Dehnbarkeit, geringe Nassreißfestigkeit (nasse Faser reißt schneller → Vorsicht beim Waschen), Faserfeinheit variabel, lässt sich gut färben
Pflege
Schonwäsche, am Besten im Wäschesäckchen, bis zu 40°C. Bügeln auf 2 Punkten (150°C)
Problematiken
Es werden sehr viele Chemikalien eingesetzt, unter anderem sehr umwelt- und gesundheitsschädigender Schwefelkohlenstoff. Oft fehlt ein gutes Abwasser- und Chemikalienmanagement und es gelangen Rückstände in die Umwelt. Außerdem stammt das Holz oft aus gefährdeten Wäldern wie z.B. dem Regenwald am Amazonas.
Tipps
Wenn dann FSC-zertifizierte Viskose kaufen; Lyocell ist jedoch die wesentlich bessere Wahl
Lyocell (Tencel)
Herkunft
Ausgangsmaterial ist aus Holz gewonnener Zellstoff. Dieser wird zu
einer Spinnmasse gelöst, welche gefiltert wird und aus der
Filamente gesponnen werden. Die eingesetzten Chemikalien werden
wiederverwendet, es entsteht ein fast geschlossener
Lösemittelkreislauf
Tencel ist der Markenname für Lyocell
der Firma Lenzing. Aber: Mittlerweile stellen sie auch Tencel
Modal her → auf den Zusatz achten
Eigenschaften
Knitterneigung aufgrund geringer Elastizität, gute Trocken- und Nassreißfestigkeit, Faserfeinheit variabel
Pflege
Waschen bis zu 60°C. Bügeln auf 2 Punkten (150°C)
Tipps
Lyocell ist eine tolle Faser und ein guter Ersatz für Viskose oder Modal. Aber: achtsam bleiben wer die Faser herstellt. Andere Firmen als Lenzing beziehen das Holz eventuell nicht aus nachhaltiger Landwirtschaft → Problem: Abholzung der Wälder
Wolle
Herkunft
Schafswolle. Hauptproduktionsländer: Australien, China und Neuseeland. Große Unterschiede bei der Tierhaltung
Eigenschaften
Faser hat Schuppen → Gefahr des Pilling (Knötchenbildung) und Verfilzen durch Reibung (besonders bei Feuchtigkeit und Wärme → geringe Scheuerfestigkeit). Wasserabweisend dank Epicuticula (feines Häutchen um die Faser) und Lanolin (fasereigene Fettschicht), hitzeempfindlich (→ Faserstoff: Eiweiß), aber schwer entflammbar. Knitterarm (gute Elasitzität), gute Dehnbarkeit, gute Wärmeisolation durch Lufteinschluss der gekräuselten Fasern, selbstreinigend
Pflege
Nie Weichspüler verwenden! Wolle ist selbstreinigend, so wenig waschen wie möglich. Besser: nach dem Duschen ins feuchte Bad hängen oder an die frische Luft. Wollwaschmittel verwenden, 30°C, geringe Mechanik, sonst Verfilzen. Liegend trocknen, sonst Verformung. Bügeln auf 1-2 Punkten, (110-150°C), mit Dampf
Problematiken
Mulesing: den Schafen wird oft ohne Betäubung ein Stück Haut um den Schwanz entfernt, um vor Fliegenbefall zu schützen
Tipps
Auf Mulesing-freie Wolle achten, außerdem Bio-Wolle kaufen, das garantiert eine biologische Tierhaltung und Fütterung
Seide
Herkunft
Die Kokons der Seidenraupe werden abgekocht und die Faser vom Kokon abgesponnen. Hauptproduktionsländer: China, Brasilien, Indien
Eigenschaften
Feinste Naturfaser, daher sind sehr feine Gewebe möglich. Nicht UV-beständig, sehr anfällig für Flecken (Wasser, Deo, Parfüm, etc.)
Pflege
Unbedingt Spezialwaschmittel verwenden, am Besten von Hand waschen oder im Wäschesäckchen, 20°C. Bügeln auf 1-2 Punkten (110- 150°C), Vorsicht mit Dampf: es können Flecken entstehen
Problematiken
Die Seidenraupen befinden sich noch in den Kokons, die gekocht werden, sie werden also lebend gekocht
Tipps
Wenn dann zu Wildseide und Peace Silk greifen: der Schmetterling ist bereits geschlüpft und die „aufgebrochenen“ Kokons werden eingesammelt
Fasermischungen
Durch das Mischen verschiedener Fasern sollen negative Eigenschaften einzelner Faserstoffe minimiert oder besondere Effekte erzielt werden. Oft ist eine Verbesserung der Pflegeeigenschaften oder eine erhöhte Strapazierfähigkeit das Ergebnis. Fasern werden auch aus Kostengründen gemischt. Fasermischungen sind jedoch wesentlich schlechter bis gar nicht zu recyceln, weshalb man beim Einkaufen versuchen sollte, möglichst auf Mischungen zu verzichten.
Allgemeines
Sind Naturfasern generell umweltfreundlicher als Chemiefasern?
Naturfasern sind nicht immer umweltfreundlicher als Chemiefasern. Naturfasern werden oft chemisch ausgerüstet um gewisse Eigenschaften zu erreichen, abgesehen vom Färben oder sonstigen chemischen Prozessen. Es gilt: Die gesamte textile Kette im Blick haben und bei Labels kaufen, die ihre Lieferkette möglichst transparent und umwelt-, menschen- und tierfreundlich gestalten. Eine weitere Orientierungshilfe bieten Siegel, die zum Teil strenge Vorgaben für die Verwendung von Chemikalien haben, wie z.B. das Siegel IVN Best.
Wie pflegt man seine Kleidung richtig?
Mehr Informationen zur Pflege von Bekleidung gibt es auf der Seite Textilpflege. Hier sind nur die grundsätzlichen Eigenschaften genannt, die je nach chemischer Behandlung/Färbung/Stoffart stark variieren können. Im Zweifel immer an die Pflegekennzeichnung im Textil halten.
Wieso sind hier nur wenige Fasern aufgeführt?
Dies stellt vorerst eine Auswahl an bestimmten Fasern dar. Alle Fasern, die besonders umweltschädlich sind bzw. bei denen keine umweltfreundliche Alternative möglich ist, sind nicht aufgeführt. Erdölbasierte Fasern z.B. sind nur als recycelte Variante in Betracht zu ziehen, womit aber die Umweltverschmutzung durch das Abbrechen von Mikroplastik beim Waschen weiterhin ein großes Problem bleibt.